Aus dem Tagebuch: Über Schopenhauer, pride und absurde Gedanken

Nicht jeder Gedanke kommt geschliffen und strukturiert an. Manchmal sind die aufschlussreichsten Einsichten jene, die im chaotischen Strom eines einzigen Moments eingefangen werden. Ich habe einige meiner letzten Tagebucheinträge durchgesehen und einen gefunden, der sich zu absurd anfühlte, um ihn nicht zu teilen. Es ist eine rohe Momentaufnahme eines Nachmittags in einem Café, an dem ich mit Schopenhauer ringe, während im Hintergrund ein queer Festival stattfindet.

Stellt euch dies also weniger als einen formellen Beitrag vor, sondern mehr als einen direkten Auszug, einen ungefilterten Blick auf das seltsame Aufeinandertreffen von Philosophie, persönlicher Beobachtung und dem plötzlichen, unerklärlichen Gedanken an einen Elefanten.


Ich sitze gerade hier am Friedensplatz. Auf dem Platz findet ein queer Festival statt, was super cool ist. Ich sitze einfach hier in der L'Osteria, habe einen Espresso bestellt, hole mir gleich noch ein Radler und lese Schopenhauer. Die Szene könnte nur noch absurder werden, wenn mir gleichzeitig ein Elefant die Füße lecken würde 😁

Das ist eine komische Vorstellung 🤔 Ich stelle mir gerade den Elefanten bildlich vor und die Leute, ihre Blicke. Ob das Personal sagen würde: „Hunde erlaubt, aber keine Elefanten“? Ich würde es zu gerne ausprobieren. Man könnte ja einen kleinen mitbringen, so einen, wie sie ihn mal in die Schwebebahn gestopft haben.

Ob die Tierschützer dann wieder Sturm laufen? Ganz sicher! „Das kann man doch nicht machen!!!“ Elefanten in Gefangenschaft halten ist in Ordnung, aber dass einer meine Füße leckt, ist nicht okay? Wenn wir Tiere schon gefangen halten, damit wir sie uns ansehen können, dann kann mir doch auch einer die Füße lecken, ich meine, wo ziehen wir da die Grenze??

Oder würden sich Fraktionen bilden? Tierschützer, die das Elefanten-Fußlecken tolerieren, versus jene, die es nicht tun und gegen meine Haltung sind. Und schon hat sich der Fokus verschoben. Jetzt geht es nicht mehr darum, ob es okay ist, Elefanten in Gefangenschaft zu halten. Der öffentliche Diskurs dreht sich nur noch darum, ob es okay ist, sich von einem Elefanten die Füße lecken zu lassen oder nicht. Die grundsätzliche Frage, ob die Haltung an sich in Ordnung ist, gerät in den Hintergrund.

Versteh mich nicht falsch, weder die Gefangenschaft noch das Fußlecken ist okay. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist die Verschiebung des Fokus, denn ursprünglich ging es darum, ob die Leute mich komisch anschauen würden, wenn ich hier mit dem Elefanten auftauche. Ohne Elefant bin ich nicht wirklich auffällig. Ganz im Gegenteil: Heute bin ich auffällig unauffällig gekleidet. Ich trage meine karierte Opa-Hose, mein „Die Ärzte“-Shirt, meine Bauchtasche, meine aktuellen Schuhe und wenn ich gehe, habe ich auch noch meinen Rucksack auf und die Kamera um den Hals.

Neu sind heute zwei Armbänder: „FUCK AFD“ und „Gegen Sexismus Überall“. Ich fand, mein Arm war relativ kahl, es fehlte ein Blickfang. Jetzt ist er da. Das „überall“ werde ich wahrscheinlich als eine 7 für meinen nächsten Zahlen-Post verwenden. Ich weiß noch nicht, was das sein wird, aber das Wort „überall“ wird wohl der Aufhänger sein. Es beschreibt alles ziemlich gut und ist auch irgendwie sehr umfassend.

Mein Radler ist gerade gekommen. Meinen ersten Espresso hier habe ich vor einigen Tagen getrunken, als sie behaupteten, den besten Espresso der Stadt zu haben. Das hat mich neugierig genug gemacht, um zum Vergleich auch Espressos von anderen Läden zu testen. Bisher habe ich einen vom Extrablatt Dortmund probiert und der war, muss ich leider sagen, schlechter. Ich muss lächeln, wenn ich an den Laden denke, eine der Kellnerinnen dort hat immer so ein wunderschönes Lächeln. Das erwärmt mir wirklich das Herz. xD

Jetzt trinke ich in Ruhe mein Radler. Ich hatte einfach das Gefühl, es wäre an der Zeit, etwas zu schreiben. Schopenhauer hat nicht so richtig gepasst, in einem Café mit dem CSD Dortmund im Hintergrund.

Über die Lautsprecher habe ich gehört, dass es anscheinend der CSD ist, was das ganze Konfetti auf den Straßen erklärt. Es gab eine Parade, aber die habe ich leider verpasst. Schade. Gestern hatten sie hier schon einiges aufgebaut, jetzt weiß ich auch warum. Sobald ich mein Radler ausgetrunken habe, gehe ich zurück zum Hostel und schaue, ob und wie ich das posten werde. Außerdem muss ich noch eine weitere Woche im Hostel buchen.

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